Im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans startete am 1.8.2020 das TINK Netzwerk Projekt. Ziele des Netzwerk-Projekts waren:
- In möglichst vielen Kommunen Sharing-Systeme einführen.
- Qualität bestehender und neuer Transportrad-Mietsysteme sichern.
- Nutzungsfrequenz von Transporträdern in den Sharingsystemen erhöhen.
Was haben wir im Netzwerk Projekt gemacht?
Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in den Kommunen Konstanz und Norderstedt entstand die Idee ein Netzwerk zu gründen. Denn: Mit mehr Vorreitern und genügend Praxis, kann das Transportrad-Mietsystem im ganzen Land ankommen. Ganz bewusst gewann TINK unterschiedlich strukturierte Kommunen für dieses Netzwerk, um so möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, die sich gut auf weitere Kommunen übertragen lassen.

Innerhalb des Netzwerkes haben sich 20 Kommunen und kommunale Mobilitätsdienstleister(Verkehrsverbund, Stadtwerke) deutschlandweit zusammengeschlossen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und Neues auszuprobieren. Einige Kommunen haben bereits Verleihsysteme für Fahrräder, Pedelecs oder auch E-Transporträder, andere wiederum haben noch wenig bis keine Erfahrungen. TINK vernetzte die Kommunen und integrierte nach und nach weitere, um den Austausch zu fördern und eine gemeinsame Identität zu schaffen.
30 Kommunen sind inzwischen Teil des Netzwerks. Eine noch viel größere Anzahl an Städten, Gemeinden, Verkehrsverbunden und Energieagenturen profitierten von den Erkenntnissen des Netzwerks etwa in Seminaren, Veröffentlichungen oder Aktionen vor Ort. Jedes Jahr fand mindestens ein Treffen des TINK Netzwerkes statt, zumeist online und mit Interaktionen. Alle zwei Monate trifft sich das Netzwerk zudem im TINK Talk, einem offenen Online-Format.


Wander–Mietsystem wanderte von Stadt zu Stadt und aufs Land
Mit dem Wander-Transportrad-Mietsystem konnten die Städte Singen, Leipzig und Dortmund sowie vier Kommunen im Tecklenburger Land ein Mietsystem testen. Wer danach selbst solch ein Sharing-System aufbauen wollte, dem halfen diese ersten Erfahrungen das eigene Mietsystem zu konzipieren.
Der Blick von außen
Zum Netzwerk Projekt gehörten auch zwei externe Bewertungen. Ein Auszug aus dem ersten Bericht „Online-Befragungen Netzwerkbeteiligte des Projekts TINK-Netzwerk“ (2021/2022, Seite 3-4):
„Der Austausch im TINK-Netzwerk wird als sehr nützlich wahrgenommen, um sich mit Akteur:innen der Szene zu vernetzen. Die große Mehrheit der Befragten gewinnt relevante Kenntnisse / Erfahrungen zum Thema und finden den Austausch nützlich, um das Thema gut mit Akteur:innen in ihrer Kommune zu kommunizieren. Im Hinblick auf den Nutzen der Beratung durch das TINK-Team zeigen die Ergebnisse, dass durch die Beratung alle Befragten relevante Kenntnisse / Erfahrungen zum Thema gewannen und sich schnell mit Akteur:innen der Szene vernetzten konnten. Die Mehrheit gab an, die Dokumente für Anträge und Ausschreibungen aufgrund der Beratung leichter an ihre Kommune anpassen zu können und 60 Prozent gaben an, mit Hilfe der Beratung Fehler und unnötige Kosten vermieden zu haben. Auch half die Beratung der großen Mehrheit der Befragten, das Thema mit Akteur:innen der jeweiligen Kommune zu kommunizieren. Alle Befragten gaben an, anderen Kommunen die Beratung und Begleitung durch das TINK-Team weiterempfehlen zu können und fast alle können das TINK-Netzwerk anderen Kommunen sehr empfehlen“
Aufbau und Beratung des Netzwerks
Das Netzwerk Projekt erhielt eine Verlängerung bis Oktober 2024. In dieser Zeit gewann TINK die Städte Kiel und Frankfurt als Projektpartner dazu und erreichte zusätzlich weitere Kommunen mit der Idee, auch Fahrrad-Anhänger zu vermieten.
TINK beriet die Netzwerkmitglieder intensiv, oft in Fragen zu Kooperation mit bestehenden Mobilitätsanbietern, Betreibersuche sowie zur Ausschreibung. Kommunen suchen aber auch zu den Themen Wartung, Umverteilung oder auch Vandalismusprävention Beratung. Vor allem fällt hier die Umverteilung finanziell ins Gewicht, denn sie macht etwa die Hälfte der Gesamtkosten eines laufenden Mietbetriebs aus. Oft werden die Transporträder noch mit einem klassischen Lieferwagen umverteilt. Wesentlicher konsequenter und umweltfreundlicher dagegen ist, die Mieträder mit dem Rad auf einem Anhänger an die gewünschten Standorte zu bringen.
Gefördert wurde das Projekt von:


Fachtagung zum Projektende
Die Fachtagung am 14. Oktober 2024 markierte den Abschluss des TINK-Netzwerkprojekts. Dank der Zusammenarbeit vieler engagierter Menschen bewegten wir in den vergangenen vier Jahr viel gemeinsam. Einige von ihnen teilten auf der Abschlusstagung ihre Erfahrungen und gaben wertvolle Impulse zum Lastenrad-Sharing.
Ganz wichtig: Auch wenn das Projekt endet, das Netzwerk bleibt bestehen.
Erfahren haben wir…

…von Andreas Marquardt, wie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr Lastenrad-Sharing unterstützt und dass er als Kind das Radfahren im Traum gelernt hat. Unser Foto zeigt ihn mit TINK Pionier Marco Knöpfle.

… von Arne Behrensen, dass Sharing mehr Bevölkerungsschichten erreicht als Kaufförderungen und dass von der EU viel Rückenwind fürs Lastenrad-Sharing zu erwarten ist. Unser Foto zeigt ihn mit Projektleiterin Anita Benassi.
… von Gregor Gaffga, wie aus dem ersten TINK Modellprojekt in Konstanz das flächendeckende konrad Fahrradmietsystem wurde und das die Stadtwerke Konstanz vor kurzem nextbike mit dem Weiterbetrieb beauftragt haben.

… von Alexandra Kattmann und Vera Molitor, dass Transportrad-Mietsysteme auf dem Land gut funktionieren, wenn man sich Zeit nimmt, sie mit viel Kommunikationsarbeit zu integrieren und dass die Autoersatzquote höher als im urbanen Raum liegen kann. Im Fall vom Pilotprojekt lag sie in vier kleinen Kommunen im Tecklenburger Land bei 67%.


… von Matthias Kassel, dass sich die Anhänger in Offenburg und Kehl besser im festen Gespann mit Pedelecs vermieten lassen als solo, da die Kupplungen wohl ein Hindernis sind. Und dass beide Kommunen das Angebot auch über die Förderphase hinaus weiterführen.

… von Thomas Büermann, dass die 230 Lastenräder der fLotteBerlin zusammen schon 42 Erdumrundungen auf dem Kilometerstand haben und der Verband Freie Lastenräder e.V. über 180 Initiativen umfasst, die kostenfrei 650 Lastenräder in ganz Deutschland bereitstellen.
… von Florian Markscheffel, ExpierenceConsulting aus München, dass Transformationsprozesse in Kommunen, nicht mit der Einstellung „Weiter so im Laufrad“ funktioniert. Kommunen müssen aktiv an einer neuen Rolle arbeiten, um generell aktiv mitzugestalten, statt passiv zu reagieren.

… von Wennemar de Weldige vom Amt für Wirtschaftsförderung in Leipzig, dass Förderung verschiedener Sharing-Anbieter eine Alternative zu den bisherigen Ausschreibungen und Beauftragungen einzelner Anbieter sein und zu mehr Diversität führen kann Gedanken wie eine Förderung pro gefahrenen Kilometer oder einer Autoersatzquote waren im Raum.


… von Gina Lacroix, cargobike.jetzt, dass Lastenräder auch für Gewerbetreibende viele Vorteile bieten, bislang allerdings kaum Sharing-Lastenräder fürs Gewerbe verfügbar sind. 30% der Pilotbetriebe im Projekt „Flottes Gewerbe“ schafften durch die Lastenradnutzung Verbrennerfahrzeuge ab.

… von Alec Hager (rechts), dass Sharing-Lastenräder in Österreich nix kosten und smarte Verleihboxen sowie smarte SharingGaragen für Lastenräder eine Alternative zu offenen Systemen sein können, wenn auch mit höheren Startinvestitionen verbunden. Auf dem Foto ist zudem Alexander Lutz von cargobike.jetzt (links) zu sehen.
… von Sebastian Zug und Dr. Tom Assmann, dass automatisierte Transporträder selbständig einer Person folgen können, Sharing-Räder eine gute Möglichkeit sind, viele Daten über Straßen, Hindernisse und Bodenbeschaffenheiten zu sammeln. Das autonome Sharing-Rad, das sich selbst umverteilt oder on-demand zum Nutzenden kommt, ist erstmal noch Zukunftsmusik.

… von der Podiumsdiskussion mit Florian Exner von Fulmo Kurierunion, Julia Hilbig, Alexander Czeh, Kai von Borck und Christoph Ulusoy, dass Ausschreibungen flexibler sein und die Systemkomponenten vor Vergabe real geprüft werden sollten. Außerdem, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, ob unmotorisierte Räder wie das mitgebrachte Sharing-Lastenrad von Fulmo Velobility eine Zukunft haben oder nur noch elektrische Lastenräder eingesetzt werden.

Der Dank von TINK geht an alle Mitwirkenden, Referentinnen und Referenten, Teilnehmenden, dem leckeren veganen Catering von Kernvoll, der herzlichen Lobesrede von Janet Weidemann für das Bundesministerium für Digitales und Verkehr und und und